Seit ich denken kann, träume ich von brennen Engeln, die vom Himmel fallen. Bislang dachte ich immer, es seien Erinnerungen meines verräterischem Blutes. Doch vielleicht waren es Visionen der Zukunft? Die Vernichtung der Engel im Tal von Vataerna ist auf jeden Fall Realität.
Ist es wirklich erst wenige Monate her, dass Vater mich seinem neunten Knoten zugewiesen hat? Und doch, was haben wir nicht alles erreicht? Die Tränen von Aklyss sicher übergeben, eine kleine Armee aus Grottenschraten, Dunkelzwerge und Vampirbrut zusammen gestellt, den Wachturm des Tals im Sturm genommen, die Verteidigung Sanctums zerschmettert und seine Bewohner der Verdammnis anheimfallen lassen.
Ob ich die Schreie der dahin Geschlachteten und den Geruch brennenden Menschenfleischs je vergessen werde? Ich weiß, dass wir den Kult Mithras nicht durch sanfte Worte vernichten werden, aber all diese Verschwendung menschlichen Lebens... Was bezweckt Vater nur damit? Oder flüstert mit nur mein verräterisches Blut diese Bedenken ein? Der Resten des Neunten scheint sich darüber kaum Gedanken zu machen und in der Zerstörung zu schwelgen.
Obwohl.... selbst mir fällt es schwer sich diesem Rausch zu entziehen. Das Gefühl der Macht, wenn selbst die Verkörperung Mithras Gabe des Lebens – der Phönix ! - durch unsere Hand zerschmettert wird! Das Hochgefühl, mit seinem Ei den Schlüssel zu unvorstellbarem Reichtum und Macht in den Händen zu halten! Die Verzückung, wenn wir die Macht der Hölle in das Heiligste des Tals tragen und ob dieser Macht die heiligen Flammen Mithras verlöschen und die Dunkelheit die Wächtergreifen in willfährige Diener verwandelt! Die süße Genugtuung, den Zugang zu verborgenen Halbebene mit der Kathedrale Mithras gefunden und das Rätsel des Labyrinths gelöst zu haben, um eben jenen zu erreichen! Das freudige Erstaunen, wenn die Macht der Hölle die Grundfeste der Kathedrale zum Erzittern bringt und die Tempelfesnter in einen Regen tausender Scherben verwandelt! Der Triumph, dass selbst die Geister der Märtyrer den Fall von Ara Mathra und seiner engelsgleichen Diener nicht verhindern konnten!
Und doch – als Ara Mathra fiel und sein Körper sich auflöste – bleib ein Gefühl der Enttäuschung und Leere zurück. Ara Marthra – der weinende Wächter der letzten heiligen Flamme – ist viel zu schnell gestorben. Wie oft habe ich mir in den letzten Tagen vor seinem Fall ausgemalt, wie es wohl wäre, ihn in Ketten zu legen! Ihm die Ruinen Sanctum zu zeigen – das Abschlachten der Bürger, die ihm um Hilfe anflehen, die er Ihnen aber nicht gewähren kann.
Mithra und sein Versprechen, dass seine Macht alle Frommen und Wehrlosen schützt.. Das ich nicht lache! Nichts als leere Hoffnungen und hohle Worte! Wer wüsste das nicht besser als ich? Ja. Die Hölle ist hart und grausam, aber sie gibt dir nie falsche Hoffnungen! Wie gern hätte ich es diesem selbstgefälligem Mithradiener gezeigt! Und ihm genüsslich vorgetragen, wie leicht es gewesen wären, uns in den langen Nächten in Sanctum mit der geballten Macht des Phönix, seiner Engel und anderen Dienern anzugreifen und zu vernichten. Wie er seine kostbaren Flammen und dummen Schaafe im Dorf hätte retten können. Aber nein, man musste ja ausharren, um die mystischen Flammen zu schützen. Heuchler! Feiglinge! Verstecken sich hinter solch fadenscheinigen Aufgaben, um sich der Realität nicht stellen zu müssen.
Und nun fallen die Engel brennend der Erde entgegen... Wenn Träume wahr werden, ist dies immer ein seltsames Gefühl...
Vielleicht war ich deshalb ein wenig abgelenkt. Ob wir mit dem Wissen von heute nach der Auslöschung Ara Mathras noch mal alles so gemacht hätten? Wir wussten weder, wie man an die Artefakte der Hölle gelangen konnte, welche in den Tiefen der Kathedrale verborgen lagen, noch wie sich der Tod Ara Marthras und das Verlöschen der letzten Flamme auf die Halbebene auswirken würde....
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